Presse

apothekenumschau_gegendarstellung_bkmev_angehoerige Süddeutsche Zeitung vom 13.03.2021

Simon Garschhammer

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Münchner Merkur Ausgabe Starnberg vom 08.03.2021

Simon Nutzinger

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"Ausnahmezustand in der Gesundheitsselbsthilfe"

Norbert Gerstlacher (Blaues Kreuz München e.V.)

Nach nun fast sechs Monaten, in denen uns die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Atem gehalten haben und dies immer noch tun, sei ein Rückblick auf diese Monate gestattet. Wir, das Blaue Kreuz München e.V. – Hilfe für Suchtkranke und deren Angehörige, standen als Selbsthilfeorganisation und gerade auch als Suchthilfeorganisation in den letzten Monaten vor Herausforderungen, die wir uns, die mit der Organisation und dem laufenden Betrieb der Selbsthilfegruppen zu tun hatten, in diesem Ausmaß nie hätten vorstellen können. Mit Beginn der Kontaktsperre war der weitere Betrieb der Selbsthilfegruppen plötzlich unmöglich, alternative digitale Lösungen waren aber bisher weder angedacht noch in der Praxis erprobt. Nun galt es in möglichst kurzer Zeit auf Möglichkeiten wie Telefonkonferenzsysteme, Messengerdienste und Videochatdienste auszuweichen, diese zu testen und den Gruppen anbieten zu können. Viele unserer Selbsthilfegruppen sind auf digitale Alternativen umgestiegen, um den Gruppenmitgliedern und Klient*innen gerade in dieser so schwierigen Zeit zur Seite stehen zu können. Für Viele ist diese Art der Kommunikation jedoch ungewohnt und gewöhnungsbedürftig und konnte und kann auch in Zukunft selbstverständlich kein Ersatz für eine Präsenzgruppe sein. Gerade in der Selbsthilfearbeit ist der Aufbau von Vertrauen und der persönliche Kontakt ein wesentliches Fundament für gelungene und damit auch nachhaltig wirkende, die Zukunft der einzelnen Gruppenmitglieder gestaltende Arbeit. Des Weiteren war und ist für viele unserer Klient*innen ein Umstieg auf digitale Alternativen aufgrund der technischen Ausstattung nicht möglich. Hier konnte der Kontakt nur per Telefon aufrechterhalten werden. Eine ganz besondere Herausforderung war, die angebotenen digitalen Dienste bezüglich der Konformität die Anforderungen des Datenschutzes betreffend zu durchleuchten. Sehr schnell wurde klar, dass viele der Dienste diesen Anforderungen nicht genügten. Was gestern noch empfohlen wurde, musste am nächsten Tag abgelehnt und neue Tools in Erwägung gezogen werden. Zugleich mussten Dokumentationen für die Gruppenleitungen, die deren Installation und Handhabung zum Thema hatten, immer wieder umgeschrieben werden. Eine Situation, die allen beteiligten Seiten außerordentliches Engagement, die Bereitschaft sich ständig mit neuen Informationen auseinanderzusetzen, sowie ein hohes Maß an Frustrationstoleranz abverlangte. Ohne diese enorme Einsatzbereitschaft seitens der Dachorganisationen (u.a. NAKOS – Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, SeKo – Selbsthilfekoordination Bayern), der engen Betreuung seitens des Selbsthilfezentrums München und ganz besonders auch der ehrenamtlich Engagierten wäre es unmöglich gewesen, die Betreuung der Klient*innen auf diesem Niveau zu halten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!

Neben diesen technischen Hürden galt es Entscheidungsträger*innen in den Behörden bezüglich der Tragweite der Schließung der Selbsthilfegruppen für unsere Klientel zu sensibilisieren, was sich als eine zum Teil sehr hürdenreiche Aufgabe herausstellte. Gerade im Suchtbereich ist ein Wegbrechen der wöchentlichen Begegnungen in der Selbsthilfegruppe für unsere Klientel gesundheitlich hoch riskant. Hierauf haben wir in unzähligen Schreiben, Telefonaten und Artikeln hingewiesen. Zu befürchten war, dass die nötige stabilisierende Wirkung sowie engmaschige Betreuung über die digitalen Alternativen nicht erreicht werden kann und Rückfälle oder ein Übergang von riskantem Konsum zur Sucht ausgelöst werden.

„Die Corona-Pandemie schafft ein ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch: Angst vor dem Unbekannten, fehlende Unterstützung, Isolation, finanzielle Unsicherheit und Langeweile begünstigen den Griff zum Suchtmittel. Das Kontaktverbot zwingt Menschen, mehr als sonst zu Hause zu bleiben. In einem harmonischen Umfeld, kein Problem. Doch was ist mit Suchtkranken, ihren Angehörigen oder denjenigen, die gerade versuchen, von ihrer Sucht wegzukommen? Was ist mit Spielsüchtigen oder Suchtgefährdeten, die nun noch mehr als sonst vor dem Computer, Smartphone oder in den Sozialen Medien mit diffusen Angstmeldungen hängen? Der Griff zur Flasche, der nächste Klick zum Online-Casino oder der nächste Schuss scheinen verlockend. Die Gefahr für Suchtkranke, in dieser neuen Situation in alte Muster zu verfallen, ist gewaltig“. (Auszug Pressemitteilung Blaues Kreuz in Deutschland e.V. vom April 2020)

Der über die unbestritten nötigen gesetzlichen Maßnahmen erhöhte soziale Druck, gepaart mit Unsicherheit über die Zukunft und finanzielle Situation und natürlich die Angst als Risikopatient*in angesteckt zu werden, führten und führen bei vielen unserer Klient*innen zu eklatanten psychischen Einbrüchen. Neueste Untersuchungen zeigen dies leider deutlich auf. Daher war es von Anfang an unsere Aufgabe, neben der Aufklärungsarbeit eine Wiederinbetriebnahme unserer Selbsthilfegruppen bewirken zu können. Als besonders „hürdenreich“ stellte sich die Aufgabe heraus, die richtigen Behörden und Entscheidungsträger*innen als Ansprechpartner*innen ausfindig zu machen, um Ausnahmegenehmigungen zu erwirken. Bei einer Suchthilfeorganisation, deren Selbsthilfegruppen nicht nur in der Landeshauptstadt München verortet sind, war dies eine ganz besondere Herausforderung. Natürlich war und ist uns klar, dass in einer Zeit, die uns alle vor außerordentliche Aufgaben stellt, gerade auch bescheidende Behörden besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Die Zuspitzung der Personalsituation sowie die logistische Herausforderung, die durch die Home-Office-Tätigkeit sicherlich zusätzlich erschwert wurde und im Augenblick noch besteht, ist uns sehr bewusst. Gerade hier galt und gilt es, gemeinsam im respektvollem Umgang Lösungen zu erarbeiten und die negativen Folgen für die Gesellschaft und für jede*n Einzelne*n auf ein Mindestmaß reduzieren. Dies ist in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit den Behörden, nach anfänglichen Unsicherheiten auf beiden Seiten, gelungen.

Derzeit sind viele unserer Gruppen aufgrund der weiterhin bestehenden Abstandsgebote und Hygienevorschriften noch nicht in Vollbetrieb, sie wurden aufgeteilt, treffen sich in Parks oder versuchen ihre Präsenzgruppe mit Video- oder Telefonzuspielung zu gestalten. Nun gilt es darauf hinzuarbeiten, die Basis unserer Selbsthilfearbeit wiederherzustellen.

Mittlerweile lässt sich feststellen: Auch ohne direkten persönlichen Kontakt ließ und lässt sich einiges im Selbsthilfebereich bewegen. Wie in vielen anderen Bereichen auch ist die herausfordernde Zeit für die Selbsthilfe auch als Chance zu sehen. Die Notwendigkeit, sich der digitalen Herausforderung (weiter) zu stellen, wurde durch die Krise beschleunigt und kann verantwortungsvoll genutzt, völlig neue Wege aufzeigen. Über neue Zugänge können auch Menschen für viele Bereiche der Selbsthilfe gewonnen werden, die sich sonst nicht dafür interessiert hätten, oder Menschen, die Hilfsangebote aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität nicht aufsuchen können.

Selbsthilfe entsteht aus der eigenen Betroffenheit und dem Impuls, gemeinsam mit anderen Betroffenen positiv an der Veränderung der persönlichen Lebenssituation zu arbeiten, diesen in die Gesellschaft einzubringen, und ergänzt das bestehende System um wertvolle Bereiche, die so in den etablierten Strukturen nicht vorgehalten werden können. Sie trägt zu einer Vielfalt bei und ist für die darin Wirkenden ein wesentlicher Bestandteil ihrer Lebenswirklichkeit, aus der sie täglich schöpfen und die sie gesunden lässt. Die bisherige Krise hat leider deutlich aufgezeigt, dass hier noch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, und dies nicht nur in Richtung der Entscheidungsträger*innen, sondern auch tief in die Gesellschaft hinein.

Nun lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass diese Krise bald überwunden ist und unsere Gesellschaft nicht mehr vor eine derartige Herausforderung gestellt wird.

Norbert Gerstlacher
Blaues Kreuz München e.V.
Hilfe für Suchtkranke und deren Angehörige

 

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PR-Artikel, Hallo LK München vom 09.05.2020

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PR-Artikel. Münchner Merkur 29.03.2019

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PR-Artikel: Münchner Merkur, Landkreis München Süd, Ausgabe 06.07.2016

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PR-Artikel: Süddeutsche Zeitung Ausgabe 31.05.2016

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PR-Artikel: Hallo München Ausgabe 6/2016

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PR-Artikel: Zeitschrift LEA


PR-Artikel: Gemeinde Nazareth und Immanuel 01/2016


PR-Artikel: Fürstenfeldbrucker Tagblatt vom 20.02.2016

Artikel Fuerstenfeldbrucker Tagblatt 02022016


 PR-Artikel: Haarer Echo vom 10. Mai 2015

Klaus Hitschold startete am 15. Mai 1995 den ersten Gruppenabend für Suchtkranke in der Pfarrei St. Bonifatius

(Text/Foto: rk) Das Blaue Kreuz München ist ein eingetragener Verein, der Suchtkranken und deren Angehörigen Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Klaus Hitschold, der selbst die Unterstützung dieser Selbsthilfegruppe erfahren hat, gibt diese seit 20 Jahren jeden Montagabend in der Pfarrei St. Bonifatius an andere Hilfesuchende weiter. Ein Grund, einen Blick auf die Arbeit des Blauen Kreuzes in Haar zu werfen.
 
Mit 50 Selbsthilfegruppen ist das Blaue Kreuz München e.V. im Stadtbezirk und im Landkreis aktiv. Deutschlandweit gibt es 400 Standorte. Die Organisation wurde 1877 in der Schweiz gegründet, kam 1885 nach Deutschland und 1905 nach München. Eigentlich steht der Verein der evangelischen Kirche nahe, doch in Haar tagt die Selbsthilfegruppe jeden Montagabend um 20.00 Uhr in einem Raum der katholischen Pfarrgemeinde St. Bonifatius.
 
Pfarrer Cormann hatte 1995 zuerst noch Bedenken. Doch Klaus Hitschold, selbst gläubiger Katholik und Angehöriger dieser Pfarrei, räumte diese schnell aus dem Weg. Sein Argument: Es handle sich hier schließlich um eine überkonfessionelle Arbeit. Seitdem hat das Blaue Kreuz in der Pfarrei ein Zuhause gefunden und gehört mittlerweile zum festen sozialen Angebot.
 
Damals vor 20 Jahren haben sie mit 13 Personen angefangen, so erinnert sich der Gründer. Es waren zuerst hauptsächlich Freunde und Bekannte aus anderen Gruppen und Mitglieder der Organisation. Doch schnell kamen mehr. Klaus Hitschold erzählt, wie sie Flyer bei Ärzten und Apotheken ausgelegt hätten, um auf das Angebot des Blauen Kreuzes aufmerksam zu machen. Innerhalt einer kurzen Zeit besuchten mehr als das Doppelte die Gruppenabende, stellenweise zählte die Gruppe bis zu 35 Personen.
Klaus Hitschold initierte den ersten Gruppenabend des Blauen Kreuzes in Haar am 15. Mai 1995; nach 20 Jahren leitet er immer noch jeden Montagabend die Gesprächsrunden des Blauen Kreuzes in der Pfarrei St. Bonifatius
 
Heute kommen durchschnittlich 15 Personen zu den Gruppenabenden, die Hitschold von der ersten Stunde an leitet. Er hat nach seiner eigenen Krankheit eine zweijährige Ausbildung als Suchtkrankenhelfer absolviert und auch seine Frau nimmt noch heute als Angehörige an den Gruppenabenden teil. Auch andere Mitglieder der Selbsthilfegruppe bleiben dem Blauen Kreuz über Jahre verbunden. Denn eines darf man nicht vergessen: Die Sucht ist eine Krankheit – sie wurde 1968 als solche vom Bundessozialgericht anerkannt – und ist chronisch. Sie kann nicht geheilt werden.
 
Die meisten, die das erste Mal in die Pfarrei kommen, machen das nicht freiwillig. Es ist der Druck der Familie, des Arbeitgebers oder auch ein richterlicher Beschluss, der sie zu diesem Schritt zwingt. Bevor sie den Gruppenraum betreten, spricht Klaus Hitschold mit ihnen unter vier Augen und motiviert sie, offen und ehrlich in einer vertrauensvollen Atmosphäre von sich zu sprechen. Gleichzeitig checkt er auch ab, ob der Betroffene zur Gruppe passt. Denn in seinen Augen ist es sehr wichtig, dass die Gruppe homogen ist und die Zusammensetzung stimmt. Und dann kommt der schlimmste Schritt. „Das ist der, die Schwelle zum Gruppenraum zu übertreten“, meint der Suchtkrankenhelfer aus seiner 20-jährigen Erfahrung. An den Gruppenabenden selbst haben dann die persönlichen Anliegen der Mitglieder absoluten Vorrang.
 
Das Blaue Kreuz verfolgt mit den Sitzungen das Ziel, dass die Betroffenen ihr Trinkverhalten überdenken, die eigene Situation erkennen. Denn jeder glaubt, die Sucht im Griff zu haben und sich selbst helfen zu können. Jedoch nur die schonungslose Selbsterkenntnis führt auf den Weg aus der Sucht. Oft kommt die Einsicht erst, wenn der Leidensdruck die Angst vor fremder Hilfe überwiegt. „Wir nehmen den Kranken bei der Hand und begleiten ihn“, sagt Klaus Hitschold, „aber die Richtung bestimmt er selbst.“ Seine eigene Erfahrung als Suchtkranker bringt er in die Arbeit beim Blauen Kreuz ganz bewusst ein. In der Selbsthilfegruppe können Schwächen leichter verarbeitet werden, durch das Treffen mit Gleichgesinnten baut sich gegenseitiges Vertrauen auf und auch das Verständnis untereinander ist da.
 
Klaus Hitschold freut sich jedes Mal, wenn er sieht, wie sich im Laufe der Zugehörigkeit zum Blauen Kreuz sich die Suchtkranken entwickeln. Wenn sie ihr soziales Verhalten verbessern, ihr Äußeres wieder in den Griff bekommen. Für sein Engagement erhielt er 2005 die Ehrennadel der Gemeinde Haar.
 
Und was wünscht er sich für die Zukunft? „Ich hoffe auf einen Nachfolger, der das Blaue Kreuz in Haar in meinem Sinn zum Wohle der Kranken in dieser Pfarrei weiterführt.“

PR-Artikel: HALLO Wochenende Ausgabe Ost vom 21. März 2015